Hinteres Passeiertal? Meist erntet man ungläubiges Staunen: Wo ist denn das?
Dabei ist es relativ einfach: Fährt man durchs Ötztal und hat die Passhöhe des Timmelsjochs bezwungen – immerhin auf Säntishöhe – kommt man auf der Südtiroler Seite ins hintere Passeiertal. Oben auf der Passhöhe erinnern rot-weiß-rote Wergmarkierungen daran, dass auch die klassische E5- Route diesen Übergang benutzt – genauso wie tausende Motorradfahrer, die diese Strecke an schönen Sommertagen teilweise hirnlos bevölkern. Steil schlängelt sich die Passstraße Richtung Moos hinunter. Am Weg dann die ersten Gasthäuser: Hochfirst – Schönau und Saltnuss, die allesamt einen schönen Ausblick auf die umliegende Bergwelt bieten. Auch auf das 250 Seelen Dorf Rabenstein (ital. Corvara), unserem Ziel seit einigen Jahren. Abseits der Passstrasse haben wir dort eine familiäre Pension gefunden – bei Evi und Friedrich. I bin di Evi – ein warmer Empfang und heimische Gefühle vom ersten Moment an.
Doch dann geht`s in die umliegenden Berge, die für jeden etwas bieten: St. Martin am Schneeberg zum Beispiel. Einst höchstgelegenes Bergwerksdorf Europas (2355m) – bis 1967 wurde noch gearbeitet - kehren heute Wanderer hier ein. Zusammen mit einem kleinen Museum und einer Kapelle ein lohnendes Ziel. Interessantes auch im Berg: Für Interessierte werden auf Anmeldung geführte Touren im Bergwerk organisiert. Wer höher hinaus will, hat hier einen guten Stützpunkt für diverse Gipfel um die 3000 m. Auf dem Weg vom Timmelsjoch sind wir am Abzweig zur Timmelsalm vorbei gefahren. Eine besonders schöne Tour startet von hier zum großen Timmler Schwarzsee. Im Frühsommer zieht sich der Weg über mehrere blumenübersäte Terrassen nach oben zum See.
Direkt von Rabenstein aus bieten sich Touren auf der gegenüber liegenden Talseite an: Steil den Berg hoch über die Rabensteiner Alm (hier wächst der Enzian, dessen Wurzeln den Pinkelbodengrappa veredeln) zur Seeber Alm. Hochalpin wird es dahinter im Naturpark Texelgruppe.
Weiter draußen im Tal – von Moos aus – zweigt die Straße ins Pfelderstal ab. Auch hier wieder viele Möglichkeiten von Wandern bis höher hinaus: Bis zur Lazinser Alm geht`s gemütlich – leicht steigend, oder gar mit Pferdefuhrwerk. Mehr Schweiß verlangen die Aufstiege zur Zwickauer oder Stettiner Hütte.
Ein besonders schöner Aussichtsberg ist die Matatzspitz: Schön auf einem Kamm gelegen reicht die Aussicht vom Timmelsjoch über das hintere Passeiertal mit dem treppenförmigen Ausbau der Passer bis ins Passeiertal mit seinen Hauptorten St. Leonhard und St. Martin. Schön zu sehen auch der Hirzer und links daneben die Pfandler Alm – ein lohnender kleinerer Wanderausflug. Hier wurde Andreas Hofer gefangen genommen – eine Gedenktafel erinnert daran.
Von der Matatzspitz sieht man auch auf die Südhänge zwischen Moos und St. Leonhard. Hier liegt oberhalb auf einer Sonnenterrasse der kleine Ort Stuls – Ausgangspunkt zu einer eher geselligen Tour zur Eggergrubalm. Der Wirt Peter hält diverse Instrumente bereit, mit denen ihn seine Gäste zur Ziehorgel begleiten dürfen.
Und hier schließt sich der Kreis: Wandern im hinteren Passeiertal bietet sehr viele Möglichkeiten: Größere Bergtouren genauso wie Bergwanderungen und Blümlestouren. Dabei kommt sicher der gesellige Teil nicht zu kurz – die gute Verpflegung muss man eigentlich gar nicht mehr extra erwähnen. Wir haben uns jedenfalls auf Anhieb in diesem Tal wohl gefühlt – und werden sicher wieder kommen.
TIPP: Liebhabern der Bergflora sei der Frühsommer als beste Reisezeit empfohlen. Spät gemähte Bergwiesen lassen eine Vielzahl von Blumen blühen: Der Weg zum Schneeberg war 2006 z. B. gesäumt von Alpenrosen und oberhalb Rabenstein haben wir wunderschöne Almwiesen erlebt.
Infos zu Unterkunft in Rabenstein im Internet: