Eigentlich der Alpenblumen wegen –

kommen wir seit vielen Jahren ins Passeiertal – genau genommen sogar ins hintere Passeiertal…. Wegen der Terminierung des Open Air Konzerts von Herbert Pixner auf Anfang August waren wir in 2018 etwas später dran und hatten doppeltes Glück: Wir erlebten ein sehr schönes Konzert am Jaufenpass und wir entkamen der Sommerhitze des Flachlandes für eine Woche.

Bereits bei der Fahrt übers Timmelsjoch – immerhin etwa gleich hoch wie unser Bodenseehausberg der Schweizer Säntis lassen wir unseren Alltag hinter uns und tauchen bei der Ausfahrt aus dem Tunnel ein in das uns so vertraute Passeiertal mit den Menschen deren Dialekt wir so lieben gelernt haben. Jetzt Ende Juli sind die Bauern des Tales auf den Hochalmen um das Heu als Futter für den kommenden Winter zu ernten. Auf unserer ersten Wanderung zur Rabensteiner Alm treffen wir Konrad und seinen Sohn Georg die die Woche in einfachen Verhältnissen auf der Alm verbringen um die Heuernte einzubringen. Wie das Heu ins Tal kommt können wir bereits am Abend beobachten als die Heuballen in einem Netz verpackt auf Rollen ins Tal rasen und mit einem dumpfen Geräusch neben unserer Unterkunft `einschlagen`. Helfer laden das Heu auf einen Ladewagen um und ab geht`s in den Heustadel. Auf umgekehrtem Weg erhalten die fleißigen Heuproduzenten auf der Hochalm im Anschluss ihre Verpflegung die mit einem Lastschlitten am Seil hochgezogen wird – gerade rechtzeitig bevor ein lokaler Gewitterregen herunter prasselt.
Während wir draußen gestaunt haben hat Friedrich unser Essen vorbereitet – unsere Personenwaage wird nach der Woche stöhnen…. aber dieser Versuchung zu wiederstehen – unmöglich!
Der nächste Tag bringt uns wieder Sonnenschein den wir für eine Wanderung zur Fartleis Alm nutzen. Von der Pfandler Alm oberhalb St. Martin steigen wir über den Felsenweg zur Alm hinauf. Dieser Felsenweg ist auf einem kurzen Stück direkt als Steg an eine Felswand gebaut – aber alles mit Geländer und völlig ungefährlich. Die Tiroler Spezialität `Bockenes` – ein Ziegenbraten schmeckt dafür auf der Hütte umso besser.
Die folgenden Tage bevorzugten wir Wanderungen die uns auf schattigen Waldwegen zu unserem Ziel führten. Zur Oberen Gost Alm und zur Schart Alm mit der freundlichen Christl als Chefin des Hauses.
Am Tag des Pixner Konzertes auf dem Jaufen nochmal was Kleineres – ein Besuch auf der Timmls Alm die nach einer Runderneuerung in 2017/2018 jetzt wieder eröffnet ist. Der Wasserfall oberhalb der Hütte ist immer einen Besuch wert und lädt - gerade in diesem heißen Sommer zum Verweilen ein. Die weiße Alpenrose die wir in diesem Gebiet schon mehrfach gefunden haben ist zu diesem Zeitpunkt natürlich längst verblüht.
Am Abend fahren wir voller Erwartung vom heißen St. Leonhard mit dem Shuttlebus zum Jaufenpass hinauf. Das Open Air Konzert von Herbert Pixner Projekt am Flecknersee auf dem Jaufenrücken soll der Höhepunkt unseres Aufenthaltes werden. Wir haben Glück und finden einen fotografengünstigen Platz nicht allzu weit entfernt von der Bühne und harren jetzt der Dinge die da kommen. Plötzlich Bewegung auf der Bühne am See: Der weiße Baldachin der wohl zum Schutz der Musiker gedacht war wird abgebaut und weg getragen. Jetzt haben auch die Ränge hinter uns weiter oben freien Blick auf die Bühne.
Zwei Musikanten blasen zur Einleitung einige Weisen – schon stimmungsvoll. Pünktlich mit Sonnenuntergang treten dann die Künstler in Aktion und mir wird mit einem Schlag bewusst was wir hier erleben: Ein Konzert mit vier sympathischen Musikern - ohne Schaueffekte in dieser fast paradiesischen Umgebung an diesem See. Mit einsetzender Dämmerung dann die m. E. schönste Zeit des Abends – die unter Fotografen als blaue Stunde bezeichnet wird. Fackeln werden um den See angezündet und dezente Lichteffekte unterstützen und verstärken den Eindruck der blauen Stunde. Mitten drin die vier Musiker die mit ihrer Musik diesen Eindruck noch einmal toppen und es beeindruckt schon wenn dann Herbert Pixner in seiner knappen Moderation bekennt dass ihm in dieser Umgebung einfach die Worte fehlen. Als Tüpfelchen auf dem i wird jetzt noch ein Holzstapel entzündet und in die Mitte des Sees gezogen. Das Publikum lauscht der Musik so still und andächtig dass man sogar das Prasseln der brennenden Scheite hört – einfach fantastisch!
Viel zu bald kommt das Ende des Konzerts und nach zwei Zugaben fahren wir wieder zurück ins Tal – mit dem stolzen Gefühl: Wir waren dabei!
Am nächsten Tag bei der Heimreise wieder einmal der Halt in der letzten Kurve vor dem Timmelsjoch-Tunnel – allerdings der Rückblick ins Tal diesmal mit einem besonderen Gefühl – diese Eindrücke müssen erst verarbeitet werden.

Begleiten sie mich mit der Kamera ins Passeiertal und zum Konzert am Jaufenpass.

© Copyright 10. August 2018 H. Neidhardt

 


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